Nachhaltiges Wirtschaften für die Ernährungswende

Der Ernährungsrat beim Frühjahrsforum 2023

Wie jedes Jahr fand auch 2023 wieder ein Frühjahrsforum organisiert durch das forum1.5 an der Universität in Bayreuth statt.  Das diesjährige Motto „Wirtschaft – nachhaltig?  Nachhalitges Wirtschaften in der Region“ beschäftigte sich mit der Schlüsselfrage wie eine zukunftsfähige und klimafreundliche Wirtschaft in der Region aussehen kann. Dabei wurde ein breites Spektum an Themenschwerpunkten, Akteursgruppen und Dimensionen von nachhaltigem Wirtschaften bearbeitet. Und auch wir vom Ernährungsrat Oberfranken gestalteten 2 Workshops in diesem Rahmen.

"Eigentum und Partizipation in Unternehmen anders gestalten – am Beispiel der Biobranche"

Freitag 29.April: 13:00 – 15:30 Uhr

Wie kann man nachhaltige wirtschaftliche Tätigkeit in einem Unternehmen selbst verankern? Maike Kauffmann von der Purpose Stiftung beantwortete diese Fragen und stellte das Verantwortungseigentum als alternative Eigentumsform für Unternehmen dar. Unter diesem Begriff werden die aktuellen Möglichkeiten zusammengefasst, wie man Vermögen und Verantwortung in einem Unternehmen voneinander trennt, dies rechtlich festschreibt und somit langfristig unternehmerische Selbstständigkeit und Vermögensbindung im Sinne „Mittel zum Zweck“ festlegen kann. Dafür gibt es aktuell drei Modelle: das Doppel-Stiftungs-Modell, das Einzelstiftungsmodell und das Golden-share-Modell.

Diese sind die Vorlaufmodelle der zukünftigen Rechtsform „GmbH mit gebundenem Eigentum“, welche im Koalitionsvertrag der aktuellen Bundesregierung zu finden ist. So soll der Gründungs- und Umstellungsprozess für Unternehmen erleichtern.

Im Anschluss an den Vortrag vertieften wir das Thema gemeinsam mit Maike Kaufmann (Purpose Stiftung), Stephan Thewalt (EPOS Franken) und David Jacobsen (Koopernikus, Gut Rheinau). Nach einem Input-Referat der Referent:innen und die Vorstellung ihrer Schritte für eine nachhaltigeres Unternehmen diskutierten wir mit allen Teilnehmenden in einer Fischbowl die vorgestellten Ansätze, deren Vorteile und Limitationen, und welche Unterschiede sich zwischen Genossenschaften, verschiedenen GmbHs und anderen Rechtsformen ergeben. Genannte Aspekte waren hier die Gewinnverteilung, die Mitbestimmungsmöglichkeiten von Mitarbeitenden und der beteiligte Akteur:innen an verschiedenen Entscheidungsprozessen. Auch die Frage nach Hürden bei der Gründung oder dem Aufbau dieser Strukturen sowie deren Bedeutung für die Region waren Thema der Diskussion.

"Wie fairteilen? Ideen für eine Vermarktungsplattform für Lebensmittel in Oberfranken"

Freitag 29.April: 16:30 – 18:30 Uhr

Wie bekommen wir (bio-)regionales Essen in Oberfranken auf unsere Teller? Dieser Frage auf den Grund zu gehen, war Ziel des Workshops, bei dem 25 Teilnehmende aus allen Bereichen der Lebensmittelwertschöpfungskette dabei waren. Als Referent war  Johannes Kuebel vom Schweizer Projekt Lightwave da: Lightwave ist eine Direktvermarktungsplattform, die B2B (business to business) agiert. Die Vision des Unternehmens ist ein transparentes Lebensmittelsystem, die Mission eine IT als Mittel zum Zweck.

Wie funktioniert Lightwave im Detail? Die Logistik ist über Hubs organisiert, das heißt ein Zwischenhändler bringt die Ware von den Produzierenden zu einem kleinen Zwischenlager (Hub). Dort wird die Ware dann in der IT von Lightwave erfasst und kommissioniert. Im nächsten Schritt bringt der Logistik-Dienstleister die Ware dann zu den Empfängern.

Es gibt also keinen Zwischenhandel – die Vermarktung erfolgt direkt über die App. Die Abnehmer:innen wählen in der App, was sie brauchen und die Produzierenden können ihre Ware einfach selbst bepreisen. Der Zwischenhändler erhält eine feste Marge  und ist somit nur noch Logistikdienstleister.

Schon während der Vorstellung gab es einige interessierte Rückfragen und Diskussionspunkte, zum Beispiel zu Details des Ablaufs, aber auch zur Praktikabilität des gesamten Konzepts. So war zum Beispiel die Datenpflege ein großes Thema, eine große bürokratische Hürde in der Lebensmittellogistik. Ist es möglich, dass ein Großhandel, der diese Funktionen, unter anderen, sonst übernimmt, durch die IT-Struktur ersetzt wird?

Ziel des Workshops war es, die Ideen auf Oberfranken zu übertragen. Was eignet sich für unsere Region, welche Strukturen gibt es schon, und welche Strukturen und welches Konzept würde zu uns und unserer Region passen? Dieses Thema und die individuellen Bedürfnisse an eine solche Struktur diskutierte die Gruppe bis zum Ende. Insgesamt war der Austausch sehr lebhaft und produktiv. Zum Schluss war die Runde einer Meinung, dass der Prozess weitergeführt werden sollte, um Strukturen für eine bioregionale Versorgung aufzubauen. Der Workshop war also ein guter Anfang und es soll nun ein weiterer intensiver Austausch stattfinden, bei dem die Ideen weiter bearbeitet werden.

Weitere Veranstaltungen zum Thema Ernährung und Landwirtschaft

Umwelt-und Gemeinwohlleistungen in der Landwirtschaft honorieren

Freitag 29.April: 9:00 – 12:00 Uhr

Was heißt nachhaltig Wirtschaften in der Landwirtschaft und wie kann es gemessen, bewertet und in das betriebliche Handeln integriert werden? Die Regionalwert-Leistungsrechnung wurde von Christian Hiß und seinen Mitarbeiter:innen sowie verschiedenen Akteuren aus Praxis, Gesellschaft und Wissenschaft entwickelt, wie nachhaltiges Wirtschaften im Betrieb erfasst und bewertet werden kann.

Donut-Ökonomie und Landwirtschaft: Wie passt das zusammen?

Samstag 30.April: 9:00 – 12:00 Uhr

Prof. Dr. Stefan Ouma von der Universität Bayreuth stellt in diesem Workshop zunächst das Konzept der Donut-Ökonomie vor, welches von Kate Raworth entwickelt wurde. Doch wie lässt sich das auf die oberfränkische Landwirtschaft übertragen? 2021 gab es dazu ein Studierendenprojekt unter der Leitung von Prof. Ouma. Dessen Ergebnisse wurden gemeinsam diskutiert und auf dieser Basis Möglichkeit und Maßnahmen überlegt, welche die die Entwicklung einer Donut-Ökonomie auf regionaler Ebene begünstigen.

Oberfränkisches Streuobstforum – Wirtschaften mit Streuobst

Samstag 30.April: 11:00 – 12:45  Uhr: Streuobstprodukte für alle: Wie kommen Streuobstprodukte in Läden, Kantinen und zu Veranstaltungen? 

Geschmackliche Spitzenqualität, Freiheit von Pestizid-Rückständen, regionale Wertschöpfung, Erhalt der Kulturlandschaft, Schutz der Artenvielfalt – das alles bieten regionale Streuobstprodukte. Dennoch sucht man sie im Supermarkt oft vergeblich und in der Kantine oder bei Veranstaltungen sind oft konventionelle Produkte der Standard. Wie können wir das ändern? Ausgangspunkt der Diskussion waren Einblicke aus der Sicht von Streuobst-Initiativen, Küchenchefs von Gemeinschaftseinrichtungen und Biogroßhändlern. Gemeinsam wurden Hürden und Bedarfe gesammelt, sowie weitere Produkt- und Vermarktungsidee ausgetauscht. Auch der Aspekt der Verbraucherinformation hat hier eine große Rolle gespielt.

Endrücke von den Veranstaltungen